Dieter Mammel – „Du bist nicht allein“ Die Spuren, die das Coronavirus in den neuen Arbeiten von Dieter Mammel hinterlassen hat, sind nicht immer sichtbar. Manchmal erscheinen sie als ein eher unterschwellig erfahrbarer blinder Fleck. Dazu passt, dass der Raum, in dem sich diese Wandlung abspielt, mitunter traumhafte Züge hat. Deshalb bilden Arbeiten mit direktem Bezug zu Schlaf und Traum den Mittelpunkt der Ausstellung. Die schon immer bei Dieter Mammel leer gelassenen Leinwandflächen werden zu Flächen, hinter denen sich unsichtbare Metamorphosen abspielen. Figuren aus künstlichen Traumwelten werden zu Mitteln zwischen Wunsch und Realität. Die während und nach dem Corona-Lockdown entstandenen Arbeiten schließen an seinen Cyan-Cycle an. Karge Eislandschaften mit vereinzelten Tieren und Menschen zeigen die Auseinandersetzung mit der Umgebung. Das dort häufig vorherrschende Thema der Einöde wird nun in den neuen Arbeiten verstärkt und von einer eher individualistischen Perspektive auf eine gesellschaftliche gewendet: Aus gewollter oder schicksalhafter Weltabkehr wird nun ein „Du bist nicht allein“, in dem das Individuum seine neue vom physischen Abstand geprägte Stellung erproben muss. Diese Situation wird besonders von dem Bild einer jungen Frau verkörpert, die mit den Schatten ihrer ausgespreizten Hände ihren Körper erspürt. Die vom Coronavirus auferlegte Selbstisolation hat viele Menschen auf sich selbst zurückgeworfen, sie angeregt, sich in der verordneten Distanz über eigene Bedürfnisse und Sehnsüchte klar zu werden. Eine der Botschaften des Bildes ist, dass selbst in einer leer erscheinenden Situation, in der man mit sich alleine ist, es möglich ist, durch Selbstbeobachtung und Fantasie ein anderes Gegenüber zu kreieren, das so stark werden kann, dass es real scheint.
