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Annette Schröter - Vor Schrebers Garten

Galerie Rothamel

10.12.2021 - 23.01.2022

Vor Schrebers Garten
Papierschnitte

Vor Schrebers Garten
für Erasmus
"Der Sommer und der Herbst 2020 werden in denkwürdiger Erinnerung bleiben: Keine Reisen nach Übersee, wenig Besuch von Familie und Freunden. Geplante Ausstellungen fanden fasst ausnahmslos nicht statt. Stattdessen Fahrradtouren! Schier endlos und oft in die Umgebung der Stadt, nicht weiter als 30 bis 50 Kilometer vom Wohnort entfernt. Was zunächst einmal wohlbekannt erschien – an Flussufern entlang, über Dörfer und hinein in Kleinstädte, die allesamt geschlossen waren, an leeren Fußballfeldern und Tennisplätzen vorbei – wurde zur wirklichen Entdeckungsreise. Nur hin und wieder begegneten uns reichlich Krähen auf riesigen Feldern, glotzende Kühe und manchmal ein paar erschrockene Hasen oder unentwegt vor sich hin malmende Schafe und Ziegen. Die Radwege führten nicht selten an Kleingartenanlagen entlang. Die Türchen der jeweiligen Parzellen wiesen optisch zurück in die eigene Kindheit. Ihr erneuter Auftritt, nun über fünfzig Jahre später, schien nur allzu vertraut, hatten wir sie doch förmlich unbemerkt abgespeichert und zwischenzeitlich einfach vergessen. Interessant und mehr als vielfältig ist die Gestaltung dieser Metall-Pforten. Am Schönsten schienen die ältesten – reichlich überwachsen und von Rost überzogen – nicht selten nur noch schief an einem Scharnier hängend. In den Fünfzigern bis in die achtziger Jahre des 20.Jahrhunderts hinein wurden sie gefertigt, als es noch keine Baumärkte gab im Osten Deutschlands. Die heutige Uniformität war noch nicht gegeben – gefragt waren vielmehr Fantasie und Individualität des jeweiligen Schlossers. Es dominierten der Kreis, das Viereck und Rechteck, das Dreieck und natürlich die Linie als verbindendes Element. Die Anordnung zum Muster war jeweils ausnehmend streng und dennoch individuell. Mitunter wirken diese Gartentüren wie Nachfahren kubistischer oder suprematistischer Bildfindungen.
Die verwendeten formalen, mitunter sehr strengen Mittel, folgten dabei – sicher völlig unbewußt – dem bildnerischen Diktum: die einfachste Lösung ist auch immer die beste! Gelungen sind den Handwerkern jener Zeit gänzlich zeitlose und gleichzeitig moderne Formationen in Metall." Annette Schröter, Leipzig 2021.
Annette Schröter (*1956 in Meißen) studierte an der HGB Leipzig bei Bernhard Heisig und siedelte 1985 nach Hamburg über. 1997 kehrte sie mit ihrem Mann Erasmus Schröter zurück nach Leipzig und bekleidet seit 2006 an der HGB eine Professur für Malerei und Grafik. Vom Medium Malerei nahm sie um 2005 Abschied und widmete sich fortan dem Papierschnitt. Diese Technik hat durch Annette Schröter bemerkenswerte Impulse erhalten. Zuerst fällt das Format auf, ins Monumentale gewachsen. Annette Schröter arbeitet mit Mustern und Konturen, Räumen, Texturen und Unschärfen. Aber auch die eigentlichen Stärken des Papierschnitts spielt sie aus, das Lineare, das Ornament. Unsere Wirklichkeit, Graffitis auf verfallender Industriearchitektur, rätselhafte Bauten in Wohngebieten oder pflanzenberankte Maschendrahtzäune rücken ins Zentrum ihres bildnerischen Interesses.
Wie perfekt Annette Schröter ihr Medium beherrscht, konnte man in der Kunsthalle Hamburg erleben, wo sie gemeinsam mit William Kentridge, Olaf Nicolai und Kara Walker Papierschnitte zeigte. 2018 stellte Annette Schröter gemeinsam mit ihrem Mann, dem Fotografen Erasmus Schröter (+2021), im Museum der Bildenden Künste Leipzig aus.

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