GALERIE MAURER
09.09. - 15.10.2022
Angela Glajcar
Picking Stars
Die Bildhauerin Angela Glajcar arbeitet vornehmlich mit Papier. Ganz aus der ihm innewohnenden Ästhetik und der Beschaffenheit des Materials heraus lässt sie die weiße Leere, der insbesondere in der zenbuddhistischen Ästhetik eine gleichsam spirituelle Dimension zukommt, räumlich erfahrbar werden. Die das Papier kennzeichnende Eigenschaft der Verletzlichkeit durch Zerreißen kultiviert und ästhetisiert Angela Glajcar, in dem sie diesen "zerstörenden" Umgang mit der makellosen Oberfläche zum Gestaltungsprinzip macht. Ihre „Terforationen“ bestehen aus gleichformatigen Bögen mit individuellen Rissen, mit Spuren eines gewaltsamen Eingriffs. Was aber beim einzelnen Bogen wie emotionale Willkür und nicht beeinflussbarer Zufall erscheint, zeigt sich in der Gesamtkomposition als ein präzise kalkuliertes, künstlerisches Konzept. In regelmäßigen Abständen hintereinander aufgehängt schaffen sie für das Auge einen Tiefenraum, der sich nach hinten, scheinbar leicht ansteigend, verjüngt. Die Tatsache, dass die Künstlerin die Bögen mit der Hand zer- bzw. gerissen hat, bricht das Normierte der Papierbögen zu Gunsten einer sehr natürlichen Wirkung, die dem komponierten Inneren etwas Höhlen-, Grottenhaftes verleiht und mit der Lichteinwirkung an eine Schnee- oder Eisspalte erinnert. […] Durch die Platzierung der Arbeiten verändert das stetig sich wandelnde Naturlicht die Wirkungen. Je nach Intensität materialisieren und entmaterialisieren sich Bildvorstellungen, verflüchtigen sich, um dann wieder greifbar zu erscheinen. Angela Glajcar interessiert dieses Potential von Kunst, in der Bild-, Gedanken- und Gefühlswelt des Betrachters Momente der Verunsicherung und Irritation zu evozieren. (Dr. Hans Günter Golinski)