Am ende des ganges
02.03.2024 – 13.04.2024
Julian Turner
FILIALE
Mit „Am Ende des Ganges“ transformiert Julian Turner die heutigen Standards der idealen Kunst-Präsentation: Der hochgepriesene White Cube wird durch Tapete, cordartigen Messeteppich in Beige und Braun und angetäuschter Spiegelwand - am Ende des Ganges - in die Schranken gewiesen und verwandelt den Ausstellungsraum in einen endlosen Konferenzraum in 80er-Jahre Ästhetik.
Dass es sich bei der Tapete um eine auf Papier gedruckte Malerei von ihm handelt, die wiederum Kompositgestein zitiert, jenes Steinimitat wie es in den späten 70ern und 80ern daherkam, veranschaulicht Julian Turners künstlerische Strategie. Zitat, Selbstzitat und Materialzitat werden in Collagen, Modellen und Objekten miteinander verwoben, indem Fotos Objekte und Objekte Fotos mit gepaarten Materialinterpretationen ersetzen. Neue Bedeutungsebenen werden durch seine typische Manier, die sich als intendierte Amateurhaftigkeit beschreiben lässt, ergänzt.
Turners Interesse gilt dem in die Jahre gekommenen: runde Ecken, dicke Rahmen, den Farben Orange, Beige, Braun, der Kohl-Ära zwischen Wohlstand und Verwahrlosung oder konkret etwa der magisch verheißungsvollen Schütttechnik des Pocket Coffee Schokoladenkonfekts. Julian Turner hat dabei keine Scheu, sich an den Größen der ikonischen Malereien zu bedienen und sie mit Elementen im Spannungsfeld zwischen sozialer Sicherheit und drohendem Atomschlag, mondänem Metropolitanspruch und piefiger Provinz-Attitüde anzureichern. In „Elephant in the Room“ stattet er das Gemälde „Die Malkunst“ (um 1666/1668) von Vermeer mit Pirelli-Noppenboden, der U-Bahnkarte von Westberlin und einer geschlechtslosen Figur der Schockbilder von Zigarettenschachteln aus; die Arbeit „Deux Bars“ greift Manets „Bar in den Folies-Bergère“ (1882) auf und katapultiert es mit der Hoshizaki- Eiswürfelmaschine, Ernte 23-Aschenbecher, anbiederndem Stammgast und einer Riege an Turnerschen Alkoholika in die allabendliche Trinker-Tristesse. Die optischen Ungereimtheiten der kunsthistorisch aufgeladenen Vorlage miteinbegriffen. Die Bar im doppelten Sinne ergänzt Julian Turner selbstverständlich um einen tatsächlichen Tresen.
„Am Ende des Ganges“ ist Julian Turners vierte Einzelausstellung in der FILIALE. In Hamburg geboren, immigrierte er vor langer Zeit nach Wien, wo er unter anderem bei Amelie von Wulffen und Julian Göthe an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte. Im nächsten Jahr wird er das HIAP-Atelierstipendium in Helsinki antreten.
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