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WAN(N)DA - DAS WEIBLICHE BILDNIS

  • Galerie Greulich Fahrgasse 22 60311 Frankfurt am Main Deutschland (Karte)

GALERIE GREULICH
25.06. - 13.08.2022

Gruppenausstellung
Wan(n)da - Das weibliche Bildnis

Jan Muche hat hier mit mir zusammengearbeitet. Jan ist Maler aus Berlin, wir wissen schon länger voneinander und kennen uns seit einer gemeinsamen Ausstellung zu Beginn der Pandemie in der Galerie. Er gehört in das Umfeld der – ich nenne es mal – Berlin-Connection der Galerie Greulich.

Jan hat in seinem künstlerischen Umfeld nach zeitgenössischen Umsetzungen des weiblichen Bildnisses gesucht. Ein zweischneidiges Unterfangen: Auf den ersten Blick scheint das Thema fast schon zu klassisch, um hip zu sein. auf den zweiten Blick öffnet das Thema die Tür zur aktuellen Genderdiskussion - mit allem was dazu gehört. Dem stellt sich die Ausstellung mit einem Beitrag, der nicht konzeptionell dröge ist, sondern den intellektuellen Blick auf das Skurrile lenkt. Noch dazu macht das Ganze Spaß.

Bettina Sellmann, Franziska Klotz, Fritz Bornstück, Jan Muche, Sebastian Meschenmoser und Sonja Alhäuser haben großartige Arbeiten zu der Ausstellung beigesteuert.

Die Zusammenstellung der Positionen ist so spannend, da sie auf ganz undogmatische Art und Weise das weibliche Portrait reflektieren. In diesem Sinne könnte man sie fast eine postfeministische Bildnis-Ausstellung nennen. Dennoch verweisen die Absurditäten der Bilder auf die tieferliegende Auseinandersetzung mit dem, was die Genderdiskussion ausmacht. 

Mir gefällt die Leichtigkeit, mit der die Künstler*innen sich in ihrer Arbeit der Auseinandersetzung um das weibliche Bildnis in der Kunst stellen. Soviel sei vorweg genommen: Alle Positionen eint die konzeptionelle Stärke, die den Bildern zugrunde liegt. Dennoch steht im Vordergrund der Werke das Bild, die Skulptur als visuelles Ereignis für die Betrachter*innen.

Bettina Sellmanns Bildnisse sind eine eigenartige Mischung aus Rokokoportraits und Mangafiguren. Die Ambivalenz in der Darstellung der Frau als selbstbewusstes Objekt ist der Kern dieser Bilder. Die Farbigkeit der Bilder verweist noch mehr auf die popkulturelle Einflussnahme.

Jan Muche widmet sich in seinen Frauenportraits dem diffus aufgeladenen Abbild. Im Hintergrund der Bilder hallt noch Muches Auffassung der Abstraktion nach. Im Vordergrund sehen wir ikonenhafte Portraits von Frauen. Automatisch werden die Protagonistinnen zu Heldinnen einer Geschichte, die letztendlich in der Imagination der Betrachter*innen stattfindet. 

Franziska Klotz zeigt uns in ihren Bildern junge Frauen „in between“. Nebensächliche Momente der Mädchen in der Phase der Neuausrichtung ihrer Persönlichkeit. In einer Malerei großartiger Selbstverständlichkeit reflektiert Franziska Klotz die Pubertät, in der ja nichts mehr selbstverständlich ist. Mich freuen diese Bilder in der Ausstellung sehr. Denn seien wir mal ehrlich, allzu oft wurde in der Kunstgeschichte und in der aktuellen Kunstproduktion dieses Thema häufig männlich missinterpretiert.

Fritz Bornstück entführt die Betrachter*innen in seine skurrile Bildwelt, der Hinterhöfe und des Verlassenen. Dennoch halten sich die Heldinnen seiner Geschichten wacker. Da wird selbst ein Bad Hair Day zu einem Ereignis.

Sonja Alhäuser verbindet Weiblichkeit mit Ritualen und Essen als Gemeinschaft stiftendes Ur-Ritual. Keineswegs reaktionär ist dies gemeint, sondern spiegelt die Freude am gemeinsamen Tun. 

Sebastian Meschenmoser stellt seine zuweilen akademisch anmutende Malerei aus. Die Frauenfiguren erscheinen seltsam entrückt. Die Selbstverständlichkeit der malerischen Anmut bricht Sebastian durch die gemalte Realität. Die jungen Frauen sitzen in modellhaft erscheinenden Szenerien. Eine Figur hält ein Bündel Stoff im Arm, das ganz offensichtlich ein Kind darstellen soll … und schon wird die Assoziationskette der Betrachter*innen um einige Glieder länger.

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Ausstellung facht die Sehfreude an und gibt auf der Metaebene Grund zur fundierten Diskussion. Ich meine, mehr kann man von ambitionierter Kunst nicht wollen.

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