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Katharina Sieverding - Gefechtspause

  • Galerie Wilma Tolksdorf Hanauer Landstraße 136 60314 Frankfurt am Main (Karte)

Galerie Wilma Tolksdorf
11.06. - 25.08.2022

Katharina Sieverding
Gefechtspause

Die GALERIE WILMA TOLKSDORF präsentiert mit Katharina Sieverding eine Pionierin der zeitgenössischen internationalen Fotografie und eine der bedeutendsten künstlerischen Positionen, die mit ihren großformatigen Werken ästhetische, gesellschaftliche und politische Themen unserer Zeit reflektiert. Die Ausstellung verdeutlicht, inwiefern die Künstlerin durch das Belichten, Schichten, Montieren, Durchdringen und Sezieren von Bildern, kontinuierlich neue Schnittstellen und Bedeutungsebenen ergründet. In GEFECHTSPAUSE II, 2020 überblendet die Künstlerin ein Pressefoto, das den chinesischen Staatschef Xi Jinping 2020 beim Eröffnungs-Event der „Zwei Konferenzen“ in Peking zeigt, mit einer Aufnahme von Polizist*innen in Atlanta, Georgia, die vor Demonstrierenden niederknien. Das ursprüngliche Bild ist ein Zeugnis der Black-Lives-Matter Protestbewegungen in Reaktion auf den brutalen Tod George Floyds und unzähliger weiterer unverhältnismäßiger Verurteilungen und Gewalttaten an People of Color durch den Staat und dessen Exekutive. Der Kniefall ist spätestens seit der Präsidentschaft von Donald Trump zum symbolträchtigen Politikum geworden. Bereits in früheren Werken hat sich Katharina Sieverding mit der polarisierenden Bildrhetorik der Großmächte China und USA auseinandergesetzt, in GEFECHTSPAUSE II knüpft sie daran an und stellt zugleich eine Verbindung zur Corona-Pandemie her. Auf dem jährlichen nationalen Volkskongress Chinas 2020 sollte signalisiert werden, dass sich die Lage der Nation seit Ausbruch der Corona-Pandemie normalisiert habe und bis Ende des Jahres die Armut beseitigt und die Wirtschaftsleistung des Landes gesteigert werden sollte. Sowohl in China wie auch in den USA hat das Coronavirus überproportional jene Bevölkerungsgruppen getroffen, die am meisten von Armut, Ungleichheit und Diskriminierung betroffen sind. Während die von Sieverding gewählten Ausgangsfotos vorgeben, dass zwischen Volk und Regierung vermeintlich eine Einheit herrscht, sind die Differenzen dort zu spüren, wo Konflikte um u.a. die Demokratiebewegung Hongkongs und der Protestbewegungen in den USA durchscheinen. Der mediale Einsatz von Bildtopoi sowohl auf ökonomischer, aber insbesondere weltpolitischer Ebene, die an die Zeit des Kalten Krieges erinnert, wird in der Arbeit als inszenatorische Praxis demaskiert. Arbeiten wie GEFECHTSPAUSE III, 2020 zeigen, wie die Künstlerin eigene Werke immer wieder neu kombiniert und durchdringt und somit neue Komplexitäten schafft. Zu sehen ist eine Aufnahme von Personen, die Sieverdings Projektion DIE SONNE UM MITTERNACHT SCHAUEN (BLUE), 2010-2015, betrachten und durch die Überblendung mit Aufnahmen von standardisierten Goldbarren auf dem Edelmetall zu wandeln scheinen. Die Projektion basiert auf 200.000 Satellitenaufnahmen der NASA, die die Kraftlinien des solaren Magnetfelds mit Hilfe der blauen Färbung sichtbar machen. Durch die Verschränkung der beiden Motive, spielt die Künstlerin sowohl auf das lebensspendende wie zerstörerische Potential der Sonne als auch auf die kulturgeschichtlich mythisch-rituelle Aufladung des Materials Gold und seine kollektive Faszination an. Zugleich verweist das entstandene Werk auf die im Kapitalismus von Profitgier getriebene Ausbeutung der Ressourcen und die Notwendigkeit für alternative Energiegewinnung. Für die PROJECTED DATA IMAGES, 2016 kreiert die Künstlerin durch die bildliche Montage verschiedener Arbeiten aus früheren Porträtserien einen dreidimensionalen fotografischen Raum, der die zeitliche Gebundenheit und Eindimensionalität des Mediums aufbricht. Dabei verführt nicht ein einziges „punctum“, im Sinne Roland Barthes‘, zur Ansicht sondern ihre transtemporale Verbundenheit. Die Bilder-imBild thematisieren die Durchdringung all dessen, was oberflächlich sichtbar ist und auf Wirkung und Ergebnis inszeniert ist. In der Arbeit WELTLINIE 6, 1999 kombiniert Katharina Sieverding ein Porträt aus der Serie NACHTMENSCH von 1982 mit einem Bild italienischer Soldaten, die sich Ende der 1990er-Jahren auf G A L E R I E W I L M A T O L K S D O R F Für weitere Informationen und Presseanfragen kontaktieren Sie bitte GALERIE WILMA TOLKSDORF unter 069 - 430 594 27 oder office@wilmatolksdorf.de den Einsatz im Kosovokrieg vorbereiten. Die Bilder scheinen unaufhörlich ineinander überzugehen. Die Künstlerin wendet in diesem Werk, wie allen Arbeiten der Werkgruppe WELTLINE, das aus der Quantenphysik entlehnte Delayed – Choice – Experiment als Rekombinationsverfahren auf die Fotografie an. Demnach hängt es von der Art der durchgeführten Beobachtung ab, mit welcher Eigenschaft sich ein Objekt zeigt. So hängt auch in der Fotografie die Reaktion auf ein Bild von den Betrachtenden ab und ist nicht von den Fotograf*innen beabsichtigt oder kontrollierbar. Katharina Sieverding lebt und arbeitet in Düsseldorf. Die Künstlerin blickt auf eine umfangreiche Ausstellungshistorie: 1972, 1977 und 1982 war sie documenta-Teilnehmerin, fünfmal war sie auf der Venedig Biennale vertreten, wo sie im Jahr 1997 im deutschen Pavillon den Werkblock Steigbilder I-X, 1997 präsentiert hat. Ihr Werk ist in nationalen und internationalen Sammlungen vertreten. Darüber hinaus wurde die Künstlerin mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, u.a. 2004 dem Goslarer Kaiserring oder 2017 dem Käthe-Kollwitz-Preis. Einzelausstellungen wurden Katharina Sieverding u.a. im Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Warhol Museum, Pittsburgh, Dallas Museum of Art, Walker Art Center, Minneapolis, ICA, Boston, MoMA P.S.1, New York und im SFMOMA, San Francisco; sowie in der Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen Hamburg, im Museum Frieder Burda, Baden-Baden, in der Neuen Nationalgalerie, Berlin, in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, im Stedelijk Museum, Amsterdam, im Musèe d'Art Moderne, Paris und der Bundeskunsthalle, Bonn ausgerichtet. Entsprechend ist ihr Werk in zahlreichen Monografien und Ausstellungskatalogen umfassend publiziert.

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