Zurück zu allen Events

Armin Boehm - Wider die Zumutungen der Gegenwart

  • Galerie Anita Beckers Braubachstraße 9 60311 Frankfurt am Main (Karte)

GALERIE ANITA BECKERS
02.09. - 16.10.2021

Armin Boehm
Wider die Zumutungen der Gegenwart

In einem Interview sprach der Maler Armin Boehm 2019 davon, wir würden „womöglich […] gerade in einem digitalen Mittelalter“ leben. Die Sozialen Medien zwängen Politiker und andere Prominente dazu, ihr „echtes Gesicht“ zu verbergen und dafür „eine grob geschnitzte Maske“ zu zeigen. Diese Masken sind der Ausgangspunkt für viele von Boehms Gemälden, sie bildet er aber nicht einfach ab, sondern übertreibt, konterkariert, parodiert sie, kombiniert sie auch neu und versetzt sie in unterschiedliche zeitgenössische Lebenswelten. Seine Gemälde sind damit surreal-phantastisch und analytisch-realistisch zugleich, in ihnen wird das ’theatrum mundi’ einer Gegenwart verhandelt, die nicht nur Boehm insofern an das Mittelalter erinnert, als es oft um schrille Zuspitzungen und manichäische Schwarz-Weiß-Kontraste, um Moralisieren und Bekennen, um Formen von Ablasshandel und apokalyptische Zukunftsängste geht. Das alles taucht in Boehms Kunst auf, wird vielfach gebrochen und so erst zu voller Sichtbarkeit gesteigert. Dabei schildert er viel mehr, als er bewertet, ist aber nicht unbeteiligter Beobachter, sondern leidet durchaus mit den Figuren seiner Gemälde mit. Eine derart komplexe Haltung gegenüber der Welt, die Boehm malt, ist aber ihrerseits im besten Sinne zeitgenössisch. So haben ihn die Kunst- und Kulturphilosophen Robin van den Akker und Timotheus Vermeulen unter die von ihnen diagnostizierte Metamoderne eingeordnet, die sie für eine der wichtigen Strömungen der Gegenwart halten. In der Metamoderne kehren die in der Moderne selbstverständlichen Sehnsüchte nach Wahrheit, Erkenntnis, Erlösung, die in der Postmoderne sämtlich diskreditiert wurden, modifiziert wieder. Dennoch wird der anti-ideologische Habitus der Postmoderne grundsätzlich weiter für gut befunden. Entsprechend zwischen eindeutigen Polen angesiedelt seien Boehms Gemälde. Diese seien „zaghaft und figurativ, zugleich atonal und farbenfroh, von Dunkelheit hell erleuchtet, und zeigen Orte, die wir bewohnen, aber noch nie erlebt haben“. (van den Akker/Vermeulen: Anmerkungen zur Metamoderne, Hamburg 2015) Bei Boehms Malerei fühlt man sich also einerseits - gerade hinsichtlich der formalen Mittel und Bildkompositionen - an Künstler der Moderne wie James Ensor oder Otto Dix erinnert, denkt andererseits aber genauso an eine Postmodernistin wie Cindy Sherman, die in ihrem fotografischen Werk ebenfalls Rollenspiele, Maskierungen und Inszenierungen zum Thema gemacht hat. Vor allem jedoch gelingt es Boehm, die zunehmend von digitalen Bildkulturen geprägte Gegenwartsästhetik in Malerei zu übersetzen und diese so einmal mehr als zu Reflexion und Artikulation von Zeitgenossenschaft besonders geeignetes Medium zu profilieren. (Wolfgang Ullrich)

Zurück
Zurück
16. Oktober

Lukas Frese - thishorsedoesnotexist

Weiter
Weiter
16. Oktober

Jen DeNike - Sculpting Time